Ollis Weltreise

+++ Busfahren in Samoa +++ Sachsen sind überall +++ Upolu durchquert +++ Traumstrand erreicht +++

Hallo zusammen,

nach vier Tagen in Apia bin ich mit dem Bus zur anderen Seite der Insel Upolu gefahren. Es war wieder einmal ganz großes Kino. Die Mitarbeiterin der Touri-Info schickte mich zum Bus-Depot, wo um zehn Uhr vormittags ein Bus nach Lalomanu abfahren sollte. Busliniennummern gibt es in Samoa genausowenig wie gedrukte Fahrscheine. Somit war das erste Hindernis: Den Bus finden. Ich fragte mich bei rund einem dutzend Busfahren durch. „Der grüne Bus da hinten“ sei es, „da drüben, der Blaue!“ oder „Der Rote fährt nach Lalomanu“. Um 9:55 Uhr fand ich endlich den richtigen Bus, was gar nicht so einfach war, da alle Busse bunt bemalt sind! Als die Abfahrtszeit meines Transportmittels herangekommen war, passierte zunächst: nichts. Das Fahrzeug heizte sich in der Vormittagssonne weiter auf, während alle Samoaner artig auf ihren Plätzen saßen. 10:30 Uhr ging die Fahrt dann endlich los.

Nach zwanzig Minuten musste der Bus betankt werden, was eine knappe halbstündige Pause gleich hinter Apia notwendig werden lies. Praktischerweise gleich an einem Supermarkt. Im Bus traf ich auf Dana aus Riesa, ebenfalls auf dem Weg nach Lalomanu. Sie verbringt fünf Wochen Urlaub in Polynesien und macht Inselhopping. Wir beiden waren die einzigen Nicht-Samoaner im Bus und fotografierten zur Verwunderung der Einheimischen so ziemlich alles, was draußen vorbeizog. Als Höhepunkt quälte sich der altersschwache Bus über den Le Mafa-Pass und anschließend durch das Grünzeug des Inselinneren.

Im öffentlichen Bus über die Insel Upolu

Im Bus ging es recht eng zu. Zum einen lag das daran, dass alle Samoaner(innen) für europäische Verhältnisse, sagen wir, „kräftig“ gebaut sind. Ein Samoaner benötigt im Bus also zwei Sitze, was der Hersteller offensichtlich nicht bedacht hatte und deshalb die Fahrzeuge für dünne Japaner konzipierte. Zum anderen hatten beinahe alle Mitfahrer zahlreiches Gepäck mitgeschleppt, darunter auch Reissäcke. Eine korpulente Frau hatte einen riesengroßen gefrorenen Fisch dabei (das Vieh war am Ziel wahrscheinlich nicht nur aufgetaut, sondern aufgrund der Hitze im Bus auch fertig gebraten – der Fisch natürlich, nicht die Frau).

Samoanische Busse sind im Prinzip ein Toyota- oder Nissan-LKW mit offenen Seiten, Fenster haben nur die neueren Modelle. Bushaltestellen auf dem Lande gibt es nicht, man kann den Bus einfach überall vom Straßenrand heranwinken. Wie man aber vorher das Fahrtziel herausfindet, habe ich nicht kapiert. Um irgendwo auszusteigen, zieht man an einem bunten Strick unterhalb des Daches (sieht aus wie eine Wäscheleine), sodass beim Fahrer eine kleine Glocke ertönt. Der Fahrpreis wird beim Aussteigen bezahlt und dessen Höhe vom Fahrer orakelt. Manchmal kostet Gepäck extra, manchmal nicht. Aber der absolute Knaller ist: In den Bussen wird in großer Lautstärke lustige samoanische Musik gespielt! Einfach herrlich, wenn die Busse dazu im Schneckentempo durchs Land knattern. Mega!

Der Bus von Apia nach Lalomanu

Wie die Postkarte versprach: Lalomanu

Gleich nach der Ankunft in Lalomanu traf Dana auf eine US-Familie aus San Francisco, die mit ihr sogleich zu „To Sua Ocean Trench“ fuhren. Ursprünglich wollten wir uns ein Taxi dorthin teilen. Die Amerikaner hatten aber nur noch einen Platz im Auto frei und so verblieb ich in dem Nest Lalomanu, wo ich mir zunächst für eine Nacht eine Strandhütte mietete (25 Euro). Meine Hütte war allerdings nicht die Beste aber okay (dafür hätte ich eher buchen müssen) aber zum Ausgleich nur 15 Meter vom Wasser und 100 Meter vom nächsten Biergarten entfernt. Außerdem: Wann wird man sonst schonmal am morgen vom Meeresrauschen geweckt? Matraze, Kopfkissen und Moskitonetz waren im Preis inbegriffen. An dieser Stelle nochmals Dank an Philipp, der mir in Sydney den coolen Tipp mit den samoanischen Hütten gab!

Lalomanu hat eigentlich nicht viel zu bieten: Strand, Wasser, drei Biergärten, einen Taxistand und ein paar Läden. Reicht aber aus. Mehr braucht man nicht. Etwas nervig sind die vielen Straßenhunde. Ein -oder zweimal am Tag gibt es einen Bus in die Hauptstadt Apia, Abfahrt ist ungefähr 13 Uhr. Genau weiß man das aber nie, richtige Fahrpläne gibts ja keine. Nach Lalomanu bin ich nur mit schmalem Gepäck gereist, einen Teil der Ausrüstung habe ich im Hotel in Apia deponiert. Man muss ja nicht immer den ganzen Quatsch mitschleppen.

Blick vom Getränkestützpunkt auf die Hütten

Einfach, aber praktisch: Nachtlager in meiner Hütte

Bliebe noch die Frage zu beantworten, wieso ich überhaupt auf die Idee kam, nach Lalomanu zu fahren. Einem Ort, der mir vor 48 Stunden noch völlig unbekannt war. Das kam so: In einem Laden habe ich Postkarten gekauft (selbige werden demnächst bei Euch ankommen), worauf ein schöner Strand zu sehen ist. Einer Tante von der Touri-Info habe ich das Bild gezeigt und gesagt, dass ich an einen Ort möchte, der genauso aussieht wie der auf der Postkarte. So kam ich nach Lalomanu.

Am Nachmittag traf ich die amerikanische Familie wieder. Ihre Hütte lag direkt neben dem Biergarten (praktisch!). Am Abend gesellten sich einige Mitglieder der samoanischen Betreiberfamilie des Biergartens zu uns. Später wurden einheimische Volkstänze dargeboten und am Rande traf ich auf eine Deutsche (Name leider vergessen), die mit einem Samaonaer zusammen hier gleich um die Ecke wohnt. Sie zeigte mir Bilder von ihrem Haus am Strand und lud mich sogleich ein: „Komm uns doch mal besuchen!“. Leider habe ich sie dann am weiteren Abend aus den Augen verloren.

Übersichtlich: Blick in Lalomanu nach links …

… und nach rechts

Am Strand

Noch mehr Strand…

Der zweite Tag in Lalomanu war recht verregnet, was das Spektrum der möglichen Aktivitäten natürlich stark einschränkte (Biergarten). Ein Kellner des nahen Restaurants fragte mich dennoch, was ich heute tun möchte. Ich antwortete ihm, dass ich zurück nach Apia führe, wenn das Wetter so bliebe. Darauf meinte er, dass heute der Bus nicht fährt und am nächsten Tag auch nicht. „Vielleicht in 3 Tagen wieder.“ Ich fragte ihn, woher er denn das wüsste. Seine Antwort: „Der Vater des Busfahrers sei gestorben und die samoanischen Beerdigungsrituale sehen eine zweitägige Zermonie vor. Aber ich kann sofort ein Taxi nach Apia vermitteln!“ Aha, daher wehte also der Wind! Das Taxi war selbstverständlich mit 100 Tala zehnmal teurer als der Bus. Aber so ganz gab ich mich noch nicht geschlagen, die Geschichte mit dem toten Vaters des Fahrers erschien mir doch ziemlich abstrus. Gibts keine Ersatzfahrer auf Samoa? Und wieso weiß nach so kurzer Zeit ein Kellner auf der anderen Seite der Insel exakt über irgendwelche Todesfälle in Apia bescheid? Ich wartete also dennoch auf den Bus, der laut meiner gestrigen Erfahrung ungefähr 12:30 Uhr Lalomanu erreichen müsste. Überraschung des Tages: Es kam kein Bus, der Kellner hatte recht, es blieb nur das Taxi. Wie auch immer es die Samoaner angestellt haben, die Geschichte vom toten Vater glaube ich bis heute nicht.

Die Taxifahrt an sich war ebenfalls ein Highlight. Neben dem Fahrer war auch sein Bruder anwesend, laut Eigenausage Polizist in Apia. Unterwegs stoppten wir mehrfach an kleinen Läden, wo diverse Waren an Händler verkauft wurden, die im Kofferaum des Taxis lagerten. Jedenfalls erreichte ich gesund und munter am späten Nachmittag wieder Apia.

Es grüßt wie immer,

Euer Olli

Auf dieser Etappe zurückgelegte Entfernung: ca. 80 Kilometer