Ulan Bator – Peking

8 05 2015

+++ Vietnam-Visum +++ Wüste Gobi +++ Rauchen im Speisewagen +++ Umspuren in Erlian +++ Mongolisch-Chinesische Grenze +++ Ankunft Peking

Einen Tag vor der Abfahrt versorgte ich mich noch mit diversem Reisekram (Zigaretten usw), da man in China in den Zügen rauchen darf, wie mir aus Peking kommende Reisende erzählten. Bei Brigitte ergänzte ich meinen Reiseproviant um ein deutsches Brot.

Am späten Nachmittag meines letzten Tages in der mongolischen Hauptstadt fuhr mich Enda noch schnell zur vietnamesischen Botschaft, wo ich mein Visum abholen konnte. Sehr lustig war der Umstand, dass die Mitarbeiter mein chinesisches Visum entdeckten und ich ihnen nun erklären sollte, wie man an ein solches kommt! Ich vermittelte an Enda weiter, der vor der Botschaft parkte. Enda stellte Kontakt zu Gamba her, der sich auf die Einholung chinesischer Visa spezialisiert hat. So läuft das in der Mongolei.

Am letzten Abend in Ulan Bator traf ich mich im „Chinggis Club“mit Irina und Heinz auf ein Abschiedsbierchen. Sie werden noch weitere zwei Wochen in Ulan Bator bleiben. Archie und Fin sind derweil zu einer Nomadenfamilie aufgebrochen, wo sie länger bleiben wollen.

Im Hostel lernte ich am Morgen der Abfahrt Michael und Matthias kennen, beide aus den Niederlanden. Sie wussen bereits, dass Enda mich zum Bahnhof fahren wird und fragten mich, ob wir uns in den Preis reinteilen können, da sie auch zum Bahnhof wollten. Pünktlich lieferte uns Enda am Bahnhof ab und alles klappte wunderbar und am Bahnsteig treffen wir auf viele internationale Reisende, die meisten aus Deutschland und den Niederlanden. Mein Abteil teilte ich mir mit Birgit aus Berlin und Amberl aus Schottland.

Vor dem Bahnhof in Ulan Bator

Vor dem Bahnhof in Ulan Bator

Mit Birgit und Amberl im Abteil

Mit Birgit und Amberl im Abteil

In Ulan Bator führte die Bahnstrecke zunächst an riesigen in der Entstehung begriffenen Neubaugebieten vorbei, bevor der Zug nach rund einer Viertelstunde die endlos scheinende mongolische Steppe erreichte. Vereinzelt waren noch befestigte Häuser zu sehen, zwischen denen immer wieder Jurten standen, umgeben von Pferden, Kühen und Straßenhunden.

Mit gemächlichen 60 Kilometern pro Stunde wand sich der aus über 12 Waggons bestehende Zug durch schroffe Felsformationen und weite Ebenen, vorbei an wilden Pferdeherden, gen Südost. An jeder kleineren Bahnstation, an denen der Zug allerdings nicht hielt, fand sich eine kleine Ansammlung an Jurten und teilweise Häusern.

Am Stadtrand von Ulan Bator

Am Stadtrand von Ulan Bator

Dreisprachige Beschriftung am Waggon von Ulan-Bator nach Peking

Dreisprachige Beschriftung am Waggon von Ulan-Bator nach Peking

Alsbald probierte ich den mongolischen Speisewagen aus. Der sehr modern eingerichtete Waggon wurde zunächst mit sehr schönen mongolischen Volksliedern beschallt, die aus einer Anlage des Kellners stammten. Später wurde auch westliche Musik gespielt. Der Service im Bordrestaurant war anfangs allerdings etwas spärlich, genauer gesagt nicht vorhanden. Das Personal begann erst so richtig mit der Arbeit, nachdem es sich selbst ein umfangreiches Menü bereitet hatte. Danach wurde allerdings in einem speziellen Bereich ein Aschenbecher aufgestellt und der Kellner gab zehn Uhr morgens das Rauchen frei. Herrliche Rauchschwaden waberten durch den Speisewagen, das war Bahnfahren wie früher! Dazu Tiger-Bier aus Singapur – wunderbar. Später traf ich im Speisewagen auf vier Tschechen aus der Nähe von Hradrec Kralove, wir unterhielten uns sehr lustig stundenlang, indem wir Englisch, Deutsch, Tschechisch und Russisch radebrechten. Einem der Tschechen gelang es sogar den Kellner zu überzeugen, doch wieder mongolische Volkslieder zu spielen.

Mit den vier Tschechen im Speisewagen

Mit den vier Tschechen im Speisewagen

Scheinbar endlose Steppen in der Gobi

Scheinbar endlose Steppen in der Gobi

Pferde am Rande der Bahnstrecke

Pferde am Rande der Bahnstrecke

Einspurig wühlt sich die Transmongolische Eisenbahn durch die Weite

Einspurig wühlt sich die Transmongolische Eisenbahn durch die Weite

Ein Kamel läuft durch die Steppe - einfach so

Ein Kamel läuft durch die Steppe – einfach so

Eine Bahnstation in der Wüste Gobi

Eine Bahnstation in der Wüste Gobi

Die wenigen Zwischenhalte boten Gelegenheit, sich die Beine zu vertreten

Die wenigen Zwischenhalte boten Gelegenheit, sich die Beine zu vertreten

Ausgerechnet in meinem Waggon war der Samowar defekt, weshalb sich alle Reisenden mit heißem Wasser aus den Nachbarwaggons versorgten. Der Bordelektriker versuchte sich zwar mit einer Kombizange an dem Gerät, scheiterte allerdings.

Die mongolische Zoll- und Paßkontrolle in der Grenzstadt Zamen Ude ging recht flott vonstatten, allerdings wurde der Zug vorher eine gefühlte Ewigkeit hin – und herangiert. Auf der chinesischen Seite nahm das Umspuren auf europäische Normalspur enorme Zeit in Anspruch, es ging im wesentlichen etwas ruppiger zu als vor drei Wochen im weißrussischen Brest.

Papierkrieg: Eine Auswahl der bereitzuhaltenden bzw. auszufüllenden Dokumente

Papierkrieg: Eine Auswahl der bereitzuhaltenden bzw. auszufüllenden Dokumente an der Grenze

Umspuren der Waggons nach dem Grenzübertritt nach China

Umspuren der Waggons nach dem Grenzübertritt nach China

Die chinesischen Grenzer waren ausgesprochen freundlich. Als bisher Einzige wünschten sie uns eine angenehme Weiterfahrt verbunden mit den Worten „Welcome to China!“. Am Bahnsteig in Erlian wurde zur Begrüßung der Fahrgäste ziemlich laut eine chinesische Instrumentalversion von Sound of Silence von Simon & Garfunkel gespielt, ziemlich abgefahren früh um drei Uhr!

Am nächsten Morgen probierte ich den chinesischen Speisewagen aus, wieder ein Erlebnis der besonderen Art. Der Speisewagen öffnete am Morgen, bot aber kein Frühstück an. Es gab auch keinen Kaffee, dafür durfte man rauchen. Als einziges Essen gab es ein chinesisches Menü für zehn US-Dollar (Hühnchen mit Reis) – erstmal nichts für mich und auch viel zu teuer. Notgedrungen musste ich ein Bier trinken. Dabei kamen Mehrere der anderen Nicht-Asiaten aus dem Zug im Speisewagen vorbei, so Michael, ein Uruguayaner, Birgit und noch viele andere. Zur Belustigung der anwesenden Chinesen verließen alle Ausländer aus den unterschiedlichsten Gründen (zuviel Rauch, keine Yuan dabei, nicht mit Stäbchen essen können, sprachliche Schwierigkeiten…) außer mir den Restaurantwagen relativ schnell wieder, ohne eine Bestellung aufzugeben.

Nach der Grenze: Endlich wieder grüne Bäume

Nach der Grenze: Endlich wieder grüne Bäume

Landschaft in China

Landschaft in China

Der Zug schlängelt sich durch ein Tal nordwestlich von Peking

Der Zug schlängelt sich durch ein Tal nordwestlich von Peking

Ich vor dem Hauptbahnhof in Peking

Ich vor dem Hauptbahnhof in Peking

Auf chinesischer Seite führte die Bahnstrecke durch ein imposantes Flusstal mit mehreren Tunneln. Mit genau einer Minute Verspätung erreichte der Zug den Hauptbahnhof von Peking am nächsten Tag. Hier waren alle Reisende sofort von einem irrsinnigen Gewusel im Vergleich zum eher ruhigen Ulan Bator umgeben. Mit Peking habe ich nun auch endlich den Sommer erreicht, es herrschen rund 22 Grad. Schön.

Bis zum nächsten Bericht,

Euer Olli

Auf dieser Etappe zurückgelegte Entfernung: 1561 Kilometer



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6 Antworten zu “Ulan Bator – Peking”

  • Mongoleifan sagt:

    Gratuliere zum neuen Etappenziel !
    Beste Grüße aus UB !
    Frank

  • Rodewischer sagt:

    Hi, ich fasse es nicht wo Du gerade bist. Hoffe aber sehr das Du viele neue, ganz tolle Eindrücke gewinnst. Viel Spass beim entdecken.

    Lg Sylvia

  • Bernd sagt:

    Speziellen Gruß von mir an @ Mongoleifan Frank ! ;-))
    Hab gestern mal mit Olli telefoniert, der war regelrecht begeistert von Deiner Gastfreundschaft und Fremdenführung ! Paß nur auf, daß der nicht dauernd wiederkommt … 🙂

    Beste Grüße, Bernd

  • Mongoleifan sagt:

    Hallo Bernd,
    wenn der Olli wiederkommt, dann krache ich den so voll mit Eindrücken, daß er nicht wieder weg will … 🙂 🙂

    Beste Grüße zurück !
    Frank

  • Stuhli sagt:

    Mir bleibt wieder nur eins zu sagen:
    Mega!!! 🙂

  • Bernd sagt:

    Frank, Ollis Mutter war einem Nervenzusammenbruch nahe ob Deiner Ankündigung. Sie möchte ihren Sohn sobald wie möglich zurückhaben. Ich übrigens auch. Nochmals Dank an Dich !

    Gruß, Bernd 😉

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