Montréal Teil 1
18 07 2015+++ Mont Real +++ Organisatorisches +++ Warten auf den Abflug nach Europa +++
Hallo zusammen,
Im Gegensatz zu New York habe ich mit Montréal ein recht beschauliches 1,5-Millionen Städtchen erreicht. Alles ist viel kleiner und übersichtlicher. Dennoch habe ich am Ankunftstag nichts weiter unternommen außer die Hostel-Bar zu erkunden (Tischfußball!). Am nächsten Tag schlenderte ich die Saint Catherine-Straße entlang, die derzeit eine Fußgängerzone ist und quasi gleich um die Ecke liegt und mit zahlreichen Kneipen und Restaurants lockt. Darauf folgte organisatorischer Kram wie Hostel verlängern, Wäsche waschen und ein Postamt finden. In der Stadt finden im Sommer zahlreiche Veranstaltungen statt, so derzeit ein internationaler „Feuerwerkswettbewerb“ und ein Jazzfestival.
An meinem zweiten Abend entstand im Hostel ziemliche Aufregung, als Krankenwagen und Feuerwehr anrückten. Zwei Gästen waren die gerstenhaltigen Erfrischungsgetränke nicht bekommen und nun lagen sie reglos im Bad herum. Einer wurde ins Krankenhaus eingeliefert, der andere lehnte dies ab. Kurz darauf erschien ein blutüberströmter Obdachloser an der Rezeption, was erneut den Krankenwagen erforderlich machte. Mit Hilfe der herbeigerufenen Polizei konnte auch dieser etwas wehrhafte Kanadier erfolgreich ins Hospital verbracht werden. Zusammengefasst lässt sich sagen, dass sich die Zustände in Montréal kaum von denen in Vancouver unterscheiden.
Die meisten Abende hing ich mit Roman herum, einem Historiker aus Arizona. Er begleitete mich auf dem Mont Real, den namensgebenden Berg am Stadtzentrum. Im Gegensatz zu anderen Hostelgästen nutzten wir die Metro, die in Montréal wie in Paris Luftreifen hat. Das sieht für ein Schienenfahrzeug ziemlich kurios aus. Auf dem Mont Real angekommen gab es mal wieder keinen Biergarten, dafür konnte man auf einem öffentlichen Klavier spielen, was viele Besucher des Berges auch nutzen und dabei mehr oder weniger gelungene Darbietungen gelangen. Auch Roman spielte einige Lieder.
Montréal erließ eine spezielle Bau-Richtlinie, die vorsieht, dass kein Gebäude in der Stadt den Hügel Mont Real überragen darf. Somit bleibt der Blick auf das Stadtzentrum erhalten. Am Abend erfahre ich aus den deutschsprachigen Online-Medien, dass Australien und im speziellen die Region um Sydney den härtesten Winter seit 20 Jahren durchlebt. Na, da habe ich die Südhalbkugel ja gerade noch rechtzeitig verlassen.
Da ich in Montréal mehr oder weniger meine Zeit bis zum Abflug nach Europa vertrödeln muss, verblieb genügend Zeit, um mir einen gründlichen Überblick über die einheimischen Biersorten zu verschaffen. Mein Hostel verfügt auch über ein Tischfußballgerät, auf welchem ich Teams aus England, Argentinien und Kanada schlug. Sehr cool, zumal das letzte Spiel „Deutschland – Argentinien“ 13:0 für Deutschland ausging. Lustigerweise wurde ich von dem Argentinier herausgefordert. Das Hostel bietet in seiner Bar jeden Abend eine andere Veranstaltung an, welche meist recht gut besucht sind. So nahm ich an einer Stand-Up-Comedy Show teil (wovon ich allerdings sprachlich nicht alle Gags verstand) und lauschte dem Konzert einer Band aus Montréal. Ein Kanadier meint am gleichen Abend, ich sehe aus wie Heinrich Himmler. Das ist in etwa die gleiche Liga, als ein Münchner in New York zu mir sagte: „Sag mal ehrlich: Für dich als Ossi muss die Stadt ziemlich beeindruckend sein!“
Mit Kanada habe ich die Zone der seltsamen Größenordnungsangaben verlassen. Es gibt wieder Kilometer statt Meilen, Liter anstelle der Gallone und Grad-Celsius-Angaben statt Fahrenheit. Das macht alles etwas einfacher. Und ich bezahle wieder mit lustigen Plastikgeldscheinen mit der Queen drauf.
Es grüßt wie immer und freut sich über Kommentare,
Euer Olli
Auf dieser Etappe zurückgelegte Entfernung: ca. 12 Kilometer
Hallo Olli,
sag dem Kanadier, der Dich mit dem „Reichsheini“ optisch verglich, er solle mal Nachhilfe in Geschichte buchen und sich paar Fotos von dem Hühnerzüchter angucken … :-((
Gruß, Bernd
Hallo Olli,
heute Deine Karte aus NYC eingetroffen, vielen Dank !
Statistik: Geschrieben 10.07., Poststempel schwer erkennbar, aber interpretiert als 15.07., wie gesagt Eintreffen 20.07.
Das ist neuer Weltrekord ! :-))
Mit dem Mont real hast Du mir wirklich was Neues gelehrt. Hatte keinen Dunst, daß die Stadt nach einem Berg benannt ist !
Wie ist das überhaupt: Kanada wurde ja mehrheitlich sowohl von ehemals englisch- wie französischsprechenden Neusiedlern kolonialisiert.
Macht sich das dort noch im täglichen Leben irgendwie bemerkbar ?
Also gastronomisch, sprachlich, Straßenschilder usw.
Also so ähnlich wie im französischsprachigen Teil der Schweiz. Wenn Du Dich erinnerst: 1997 verlangte es Euch am Genfer See nach Zitroneneis und der Bernd hat sich einen abgebrochen, bis ers raushatte … 🙁
Nochmal zu Montreal, irgendwas bringt mich bei dem Ortsnamen ins Grübeln ..
Könnte zwar googeln, aber denen glaub ich nicht alles …
Mont ist französisch und heißt übersetzt „Berg“. Aber réal wiederum ist eher spanisch und heißt übersetzt „königlich“.
Auf französisch wiederum heißt „königlich“ royale, also müßte Montréal eigentlich „Montroyale“ heißen, oder nicht ? Krieg das mal raus, wenn Du schon mal dort bist ! 🙂 🙂
Noch eine Frage: Du drückst Dich zwar in Nordamerika nur in größeren Städten rum, aber trotzdem: Hast Du denn etwas von den Ureinwohnern dort (vulgo Indianer genannt) mitbekommen ? Oder kommen die im täglich-städtischen Leben gar nicht mehr vor ???
Bis demnächst, Gruß, Bernd
Hallo,
ja gestern erst habe ich einen kanadischen Ureinwohner getroffen, haben uns aber nicht länger unterhalten. In den USA scheint mit der einzige Kontakt zwischen Ureinwohnern und Zugereisten darin zu bestehen, dass die Indianer in ihren Reservaten steuerfreie Zigaretten verkaufen und Casinos betreiben.
Montreal heißt tatsächlich „königlicher Berg“, wobei hier real eine alte französische Schreibweise ist. Sagt zumindest der Rezeptionist meines Hostels und der Historiker aus Arizona hat es bestätigt. 🙂
Gruß Olli
Ja, danke erstmal.
Unterhalten wir uns nach Rückkehr noch mal drüber.
Gruß, Bernd